Stärke - Schwäche
Stehen sie für Erfolg und Niederlage?
Für Mut und Feigheit?
Oder stehen sie auch für Ehrlichkeit, für Klugheit, für Erkenntnis?
Wer stark ist, darf auch schwach sein!
Wer stark ist, muss auch schwach sein - können!
Schwäche erst gestattet Stärke
und verleiht unserem Erfolg einen besonderen Glanz!
Sie weist uns in unsere Schranken!
Lässt uns unsere Grenzen erkennen!
Ich kann nicht sagen, was ich will.
Ich will noch immer verrückt genug sein, Dinge zu tun,
die einem den Atem stocken lassen.
Will lachen, bis die Tränen kommen,
will, dass meine Kinder stolz auf ihre Mutter sind,
will weise genug sein, um Rat geben zu können,
will bereit sein für Veränderungen,
will klug genug sein, meine Grenzen zu erkennen,
will immer wieder Neues lernen,
will noch ungeahntes probieren und spüren
will endlich stark sein und leben!
Warum konnte ich nie vorher die Liebe in ihrem Blick erkennen?
Alles Weiche blieb mir verborgen.
Meine Kindheit wurde begleitet von ihrer Strenge.
Oft die Strafen auch von mir provoziert.
Wie weit lässt sie meinen Tatendrang zu?
Ich sah Freude in ihren Augen,
auch Stolz, Trauer, Ratlosigkeit – vor allem Pflichtbewusstsein.
Mehr verstand ich noch nicht.
Wir mussten gemeinsam einen langen schmerzlichen Weg durch ihre Krankheit gehen
Bis ich endlich die Liebe in ihnen sehen konnte.
Dann aber schlossen sich die müden Augen meiner Mutter-
Die mir für immer vertrauen. Bestätigung, Liebe versicherten.
JEDER wird aufgefordert,
auf seine Garderobe selbst zu achten.
Kaum gelingt es mir, mich Dir gedanklich zuzuwenden.
Ich strenge mich an
um unsere Mäntel im Blick zu behalten.
Plötzlich entdecke ich die Löcher
in meinem Mantel aus Geborgenheit.
Wen kann ich verantwortlich machen für diesen Schaden?
Er wird mich nun nie mehr wärmen.
Mein Mantel wird mich nie mehr schützen.
Das Garn aus Urvertrauen hält das Gespinst
nicht mehr zusammen.
Mehr und mehr fällt auseinander
Ich bin ratlos – und unendlich traurig!
Lass mich in Deine Augen schauen
Und sag mir, warum sie so voll Trauer sind.
Verweile hier auf dieser Bank
Und dann wende Deinen suchenden Blick in die Natur.
Sieh wie die letzten im Wasser spielenden kleinen Eisschollen
Als Abschiedsgruß des ziehenden Winters
Den Glanz einzelner Sonnenstrahlen vervielfachen.
Wie vorbeiziehende Schwäne uns stolz
Das strahlende Weiß ihrer Kleider vorführen.
Wellen schlagen in nicht endend wollender Beständigkeit
An die Steine des Ufers.
In der Mitte des Waldes steht eine Eiche, die seit beinahe 600 Jahren
Ihre Mitte festigt.
Verletzungen gleich bedecken große abgerissene Äste den Boden.
Selbst sie könnte uns Ihre Stärke und Ihren Stolz nicht zeigen, wäre nur Trauer in ihr.
Nun sage Du, ist es nicht angebracht
Ebenso stark, kräftig, hoffnungsvoll und fröhlich
Allen Umstehenden ein gutes Dach zu sein
Und jedem Verlust eines Astes,
mit dem Hervortreten eines neuen Sprosses zu trotzen.
Jetzt lass mich in Deine Augen schauen und zeig mir,
dass Dein Blick voll Hoffnung ist!
Welch glückliche Fügung,
an meinem Hotel beginnt der Pfad der Muße und Erkenntnis.
Jeden Tag gelingt es mir, diesen Pfad ein Stück weiter zu wandeln.
Die Eindrücke sind, wie meine Gedanken stets andere.
Immer wieder höre ich durch das Gemurmel der Wellen:
„Finde Deine innere Ruhe!“
Ist das nicht die schwerste Lebensaufgabe, die uns zugedacht ist?
Und doch und gerade darum auch die Wichtigste.
Diese tiefe innere Ruhe erst ermöglicht uns,
das Wahre zu erkennen.
Sie schenkt uns Kraft, um allen Schwierigkeiten des Alltags zu trotzen.
So wie wir ohne diesen inneren Frieden
Ohne dieses- in uns selbst stark sein
Oft gegen Mauern rennen.
Wir selbst schaffen und dulden diese Mauern.
Ich werde mich an jedem Morgen aufmachen,
diesen Pfad ein Stück weiterzugehen.
Und sollte es mir nicht gelingen,
noch hier die Runde zu schließen,
so suche ich zu Hause
meinen ganz eigenen Pfad der Muße und Erkenntnis.
Der rote Knopf an deinem schwarzen Pulli
nimmt meinen Blick gefangen. Ich kann nicht wegschauen,
höre nicht mehr die klugen Worte des Nachbarn. Erlebt dieser an sich schon für sich allein auffallende Knopf, die Freude des schönen Grundes auf dem er sich befindet? Fragt er sich ebenso wie ich
nach seiner Bestimmung?
Gehalten wird er von geschmeidigen Lederbändchen an deiner Brust.
Ob er weiß, dass das Lösen dieser Bänder ihm seine Freiheit
geben könnten?
Aber, er würde den Rest seines Weges allein gehen müssen –unbeachtet, nicht mehr beschützt und gehalten von Dir.
Ich werde deine Hände
Nicht mit den meinen umschließen,
weil du es nicht willst!
Ich werde nicht den Zweifel deiner Augen
Mit meinen Lippen kosen,
weil du es nicht willst!
Ich werde aufhören,
drängende Fragen zu stellen,
weil du es nicht willst!
Ich werde versuchen,
die Verbundenheit mit dir
nicht mehr zu ersehnen.
Weil du es nicht willst!
Aber ich werde den Moment
Des beglückenden Verstehens
Zwischen uns als ein Geschenk bewahren-
Ob du es willst oder nicht!